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Kofhörer neben Büchern

Musik am Arbeitsplatz | Ein möglicher Ansatz zur Produktivitätssteigerung

Zuhause höre ich gerne nebenbei Musik, wenn ich am Computer sitze und an privaten Hobby-Programmierprojekten arbeite oder einfach nur im Internet surfe. Deswegen habe ich mir die Frage gestellt, warum es auf der Arbeit im Büro die meiste Zeit sehr leise ist. Lenkt die Musik von der Arbeit ab und ist deswegen bei Arbeitgebern ungern gesehen? Oder ist vielleicht genau das Gegenteil der Fall? Und falls ja, wie lässt es sich am besten umsetzen? Denn Fakt ist, dass laut einer Studie von Spotify von 2014 knapp zwei Drittel am Arbeitsplatz Musik laufen haben. Die Vor- und Nachteile und Ideen zur Umsetzung möchte ich in diesem Artikel beleuchten.

Was sagt das Gesetz?

Dieses Thema lässt sich mit einem Zitat relativ schnell beantworten:

Grundsätzlich ist laut Bundesarbeitsgericht (BAG) das Hören von Musik am Arbeitsplatz erlaubt, wenn es die Arbeit nicht beeinträchtigt. Möchte der Arbeitgeber das Hören von Musik verbieten, betrifft dies die innere Ordnung des Betriebs und das Verhalten der Arbeitnehmer am Arbeitsplatz. Deshalb hat der Betriebsrat ein Mitbestimmungsrecht (…) – Heidrun Raven

Natürlich sollte man das Recht aber nicht unbedingt ausreizen, wenn sich der Vorgesetzte dagegen ausgesprochen hat. Generell erlaubt wäre es aber

Was sagt die Wissenschaft?

Es gibt verschiedene Studien, die diese Frage thematisiert haben. Teresa Lesiuk hat eine dieser Nachforschungen durchgeführt und dabei die Produktivität von 56 Software-Entwicklern untersucht. Als Ergebnis kam heraus, dass sich Musik tatsächlich positiv auf die Arbeit ausgewirkt hat. Als Grund dafür führt Lesiuk an, dass Dopamin freigesetzt wird. Dadurch fühlt man sich glücklicher und weniger gestresst, der Horizont bei einer Entscheidungsfindung erweitert sich.

Musik → Zufriedenheit → Produktivität

Ähnliche Ergebnisse erzielten auch Studien von Mindlab International. Personen mussten dabei verschiedene Aufgaben mit und ohne Musik lösen. Das Ergebnis dieses Experimentes war, dass bei fehlender Musik die meisten Fehler gemacht wurden und 88 % der Testpersonen arbeiteten beim Musikhören am genauesten.

Auffällig war dabei, dass unterschiedliche Musikgenres bei unterschiedlichen Aufgaben am förderlichsten sind. So hilft laut der Studie zum Beispiel klassische Musik am besten bei mathematischen Aufgaben und Pop-Musik ist bei schnellem und genauen Arbeiten die beste Wahl.

Welche Vor- und Nachteile haben Musik am Arbeitsplatz?

Die wissenschaftlichen Beweise haben wir bekommen, aber es gibt auch weitere grundsätzliche Vorteile, die eintreten:

  • Manchmal kann es vorkommen, dass die Motivation am Montagmorgen oder wenn draußen gutes Wetter ist und man den ganzen Tag im Büro sitzen muss, nicht am Maximum. Da kann Musik helfen und motivierend wirken.
  • Repetetive Arbeiten können sehr langweilig werden und durch diese Langeweile steigt auch die Fehleranfälligkeit durch fehlende Konzentration. Auch hier kann Musik durchaus von Vorteil sein.
  • Sitzt man in einem sehr großen Büro, kann es auch entspannend sein, über seine Kopfhörer mal etwas anderes zu hören als Durcheinandergerede und klingelnde Telefone.
  • Musik beruhigt nicht nur und macht uns glücklicher, sie inspiriert uns auch. Vielleicht kann man durch ein wenig Musik schneller auf neue Lösungswege für ein Problem kommen.

Jedoch muss man beachten, dass es natürlich auch Nachteile haben kann, am Arbeitsplatz Musik zu hören:

  • Benutzt man Kopfhörer, um die anderen nicht zu stören, so signalisiert das eindeutig, dass man nicht gestört werden will, was für Arbeitskollegen verwirrend wirken kann.
  • Ebenfalls problematisch bei Kopfhörern kann auf Dauer eine Beschädigung der Ohren sein, was aber natürlich auch davon abhängig ist, wie laut man Musik hört.
  • Hört man Musik, die man gar nicht hören möchte, kann das einen gegenteiligen Effekt haben und die Produktivität senken.
  • Ist man dabei, neue Dinge zu lernen oder muss sich für eine Präsentation die Folien einprägen, kann Musik ebenfalls störend sein.

Ideen zur Umsetzung

Wie könnte man es denn nun möglichst optimal umsetzen, sodass möglichst alle Punkte ausgeblendet werden?

Eine Idee wäre, dass man nicht über Kopfhörer Musik hört und sich so quasi von den Arbeitskollegen abschottet, sondern dass man sich in einem Büro auf ein oder mehrere Genres einigt und so die Musik im Raum abgespielt wird. Dies ist natürlich nur möglich, wenn die Interessen bezogen auf Musik ähnlich sind. Wie oben schon angeführt, sollte niemand gezwungen werden, etwas zu hören, was er/sie nicht hören möchte. Je größer das Büro ist, desto schwieriger wird es auch, eine für alle als akzeptabel empfundene Playlist zu erstellen.

Die Musik sollte dabei nicht zu laut abgespielt werden, sodass Konversationen im Büro problemlos möglich sind. Auch sollte jeder im Büro jederzeit die Möglichkeit haben, die Musik leise zu machen, wenn ihn die Musik in bestimmten Situationen stört oder es bei einem Telefonat o. ä. zu laut ist.

Wichtig ist natürlich auch, einen solchen Schritt mit dem Vorgesetzten zu besprechen und gegebenfalls auch Kollegen Bescheid zu geben, dass man mal was neues ausprobieren möchte.

In einem Artikel schlägt Tom Popomeronis, wann genau man Musik hören und wann man es lassen sollte. Dabei stellt er unter anderem fest, dass man neue Musik auslassen sollte, weil man dadurch zu sehr abgelenkt wird. Auch beim Lernen sollte man wie oben beschrieben auf “Stop” drücken.

Wo bekomme ich die Musik her?

In der oben angeführten Spotify-Studie wurden die besten Songs in verschiedenen Situationen angeführt. So werden zum Beispiel “Do I Wanna Know” von den Arctic Monkeys zum Ausblenden von Hintergrundgeräuschen oder “We Can’t Stop” von Miley Cyrus zur Motivation genannt.

Am meisten gehört werden bei der Arbeit laut der Studie Adele (16 %), Arctic Monkeys (14 %) und Mumford & Sons (13 %). Grundsätzlich werden von Spotify Playlisten für das Büro bereitgestellt.

Es gibt aber auch viele andere Quellen. Sehr bekannt ist unter anderem die Webseite Focus at Will. Hier bekommt man verschiedene Fragen gestellt und anhand dieser werden verschiedene Musikvorschläge ermittelt.

Wenn es gar nicht unbedingt Musik, sondern einfach ein entspannendes Geräusch wie ein Lagerfeuer oder Regen sein soll, dann könnte Noisli eine gute Anlaufstelle sein. Die verschiedenen Geräusche können beliebig kombiniert werden.

Fazit

Jeder ist verschieden und was bei dem einen die Produktivität steigert, kann den anderen nerven und hemmen. Aber wie heißt es so schön: “Probieren geht über studieren”, man kann es ja mal nach Absprache mit Vorgesetztem und Bürokollegen ausprobieren und vielleicht gefällt es.

Weiterführende Links

YouTube-Video, in dem Dr. David Lewis über die Ergebnisse der Mindlab International-Studie spricht:

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